Montag, 7. August 2006
ABSCHIED
zigarrillo, 02:59h
Eine woche (jahresurlaub) geht zu ende. Die heißeste phase des jahres, beruflich, liegt noch vor mir, und wirklich erholt fühle ich mich nicht. Grund hierfür, ist sicherlich nicht, mein kleiner job als internationaler umzugshelfer (zu lesen beim cabman), sondern ein doch sehr bewegendes jahr, ohne wirkliche erholungsphase. Die unterschiedlichen probleme, könnten ja auch über das ganze jahr verteilt werden, aber nein – wie immer kommt es anders. Die beiden groben klötze fogen einander. Ich beschloss diesen sommer meinen lebensmittelpunkt, näher an meinen arbeitsplatz zu verlegen, oder vielleicht einfach an meinen lebensmittelpunkt zu ziehen? Klingt eigentlich ganz selbstverständlich, und unspektakulär. Ist es ja auch. Aber dieser umzug, war für mich nicht nur ein umzug, es war eher eine befreiung. Eine befreiung von vielen dingen, sei es materiell, oder sei es emotional. Loslassen, heißt die devise. Loslassen von allem was dich hält, was dich bindet, was die vielleicht lähmt. Ich wohnte nun seit 5 jahren in fuhlsbüttel,....bezog dort meine erst wohnung, das erste leid, die erste liebe und nun auch der erste abschluß. Wir bewegen uns ja angeblich in lebensphasen, hier findet gerade eine ihr ende.
Was hielt mich an diesem ort....erinnerungen, an eine andere zeit, eine bessere?....ich weiß es nicht. Aber es sind gute erinnerungen, und wenn ich von heute aus die letzten jahre betrachte, waren es bis jetzt, denke ich die besten. Heute ist vielleicht vieles anders, job, geld, was auch immer. Und ja es kommen immer wieder gute zeiten, oder halt einfach andere. Für mich gab es dort eine zeit, da war einfach alles in ordnung. Gemeinschaft, familiensinn, nähe, einen freund mit dem man quatsch machen konnte, lachen, gemeinsam einen kaffee trinken reden über dies und das. Einen ort, an den wir nach unendlich vielen urlauben gemeinsam zurückkehrten, gemeinsam mit den hunden spazieren gingen, dinge taten über die man hier nicht schreibt. Heute geht es mir nicht schlecht, aber bin ich glücklich? Auf der anderen seite sind mit diesem ort auch traurige momente verbunde, aber man erinnert sich doch immer an die lachenden gesichter. Als der cabman sich nach schweden absetzte, bezog ich seinerzeit, sein altes domizil, nennen wir es helga. Das wir schon damals gemeinsam entmüllten, entkernten, renovierten und ich weiß nicht was. Wir hatten uns einen alten vw bus von einem bekannten geliehen, um den müll zu einem recyclinghof hof zu fahren. Ich kann mich gar nicht mehr genau an diesen bus erinnern, aber es war einer der vw busse, die eigentlich fürchterlich hässlich gewesen sind, aber so eine verdammt kräftige anlage eingebaut hatten, dass der bus bei voller lautstärke, im stehenden zustand, zu hüpfen begann. Ich weiß nicht, wie viele touren wir fuhren, aber es waren etliche. Es steckte schon damals soviel herzblut in diesem kleinen miets-häuschen helga, dass ich mich schon ein wenig schwer tat, davon zu trennen. Loslassen können. Ich trennte mich also diesen sommer von diesem häuschen, von dieser gegend, mit der so viele erinerungen verbunden sind. Ich bestellte ein paar sperrmüll-jungs um die sofas, und die waschmaschine abholen zu zulassen....ich machte wohnungsbesichtigungstermine mit irgendwelchen fremden leuten, ich hatte am ende ca 25qm wohnzimmer voller sperrmüll.....und wieder ging es zum recyclinghof, nur diesmal saß ich am steuer, und war allein. Dies ist kein vorwurf an meinen besten freund –einzigen wahren freund, hätte ich gerufen, währe er gekommen. Diese sache musste ich alleine machen. Viele leute boten sich mir an, freunde, bekannte, ja sogar unsere jungs aus der produktion samt lkw. Nein, zigarrillo geht diesen weg alleine. Es gibt dinge, die muss man durchleben. Ich für meinen teil gehöre ja auch noch zu der sorte mensch, die wunderbar verdrängen können, dieses mal nicht. Also die ganze bude leer geräumt. Bis auf ein paar dinge, habe ich mich von allem getrennt. Diese, für meine person, emotionale schwerlast war aber anscheinend noch nicht genug. Ein woche schweden-urlaub geplant. Eigentlich wollte ich gar keinen urlaub nehmen...so einen sack voll arbeit, dass ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll. Aber einfach machen, ist ja nur eine woche. Flieger gebucht, und los geht’s. Unter anderem war es schon geplant ins sch schonenland zu fahren, dies aber mehr „just for fun“. Am freitag vor meiner abreise telefoniere ich mit dem cabman:..hast doch nichts dagegen?...nö. wir müssen das haus leer machen. ...was?....falls es verkauft wird?....es ist so gut wie verkauft. Schluck! Noch so ein klotz. Also jetzt geht auch das haus weg, an dem wir.....wie viele jahre gearbeitet haben.....wie viele sommer.....wie viele urlaube.....es ist ja gar keine frage, die entscheidung ist richtig, aber muss das jetzt sein?..... ab in die nächste emotionale schlangengrube, beißen lassen und gestärkt heraus für das nächste mal. Wobei ich für mich festhalten muss, dass ich nicht ausschließlich gestärkt für ähnliche situationen bin, sondern mich teilweise gar nicht erst auf solche einlasse, bzw. gefühlsmäßig total erkalte - emotionslos werde. Viele dinge aus der alten zeit verschwinden im nebel, geschichten mit dem cabman und der antiken, das häuschen helga, das scho schonenland ...die erinerrungen... man versucht sich ein wenig an ihnen festzuhalten, aber es gleitet einem aus den händen. Es gibt schon heute so viele dinge, an die ich mich gar nicht mehr erinnern kann.
Morgen, nein heute wird ein neuer tag. Ein neuer tag, ein neues glück.
Der urlaub ist vorbei, der alltag hat mich wieder...wieder im trott, aber nicht nur um eine erfahrung reicher, sondern auch um einen blog. Vielleicht gar keine schlechte sache, das.
Morgen, nein heute wird ein neuer tag. Ein neuer tag, ein neues glück.
Der urlaub ist vorbei, der alltag hat mich wieder...wieder im trott, aber nicht nur um eine erfahrung reicher, sondern auch um einen blog. Vielleicht gar keine schlechte sache, das.
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schluesselkind,
Montag, 7. August 2006, 13:04
Zumindest wird das Blog beim Erinnern helfen. Das wünsche ich mir bei meinem auch, es irgendwann durchzublättern und der Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Leider bin ich nicht so eine Tagebuchschreiberin, da bleibt immer was auf der Strecke. Vielleicht ist das aber auch gut so. Schaumermal, wie lange wir durchhalten, lieber Herr Zigarillo. ;-)
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zigarrillo,
Montag, 7. August 2006, 15:17
ja, da hat das schluesselkind wohl recht. aber sind es nicht vielleicht genau die kleinen dinge, die man heute "lieber" vergisst, an die man sich dann später gerne erinnern würde?.....das ist auch alles immer nicht so einfach. aber durchhalten sollten wir doch allemal, aufgeben "zählt" nicht. festbeißen, reinkrallen, aufstehen....mit schild und schwert.
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cabman,
Montag, 7. August 2006, 14:55
Ja mein Lieber, das war ne geile Zeit. Time to let go, time to get free, die beste Zeit kommt nämlich erst noch, da bin ich sicher!
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zigarrillo,
Montag, 7. August 2006, 15:18
ziele haben wir, wünsche haben wir, träume sowieso....jetzt müssen wir uns wohl nur drannmachen, und das ganze auf die richtige bahn bringen. trotzdem, schön war's.
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